Warum Freundlichkeit weiter bringt als losbellen
Eine freundliche Begegnung lässt das Herz aufstrahlen. Gelegenheiten dafür gibt es an jedem Tag. Umso abschreckender fühlt sich das Gegenteil an. Mir fällt eine skurrile Hunde-Begegnung ein. Sie folgt jedes Mal dem gleichen Drehbuch, wenn mein Weg an einem gewissen Grundstück vorbei führt. Dessen Besitzerin hält einen schwarzen Terrier, und der hat es in sich. Solch ein kleiner Köter kann ein echtes Biest sein.
Der kläfft mich ja schon wieder an
Sobald jemand in Sichtweite auftaucht, beginnt er, wie verrückt zu bellen. Wo nimmt er nur die Energie her? Aufgeregt rennt das schwarze Zotteltier in Richtung Zaun und überschüttet jeden Passanten mit der ohrengellenden Bekundung seines Missfallens. Zum Glück gilt seine Ablehnung nicht nur mir persönlich.
Seine Besitzerin ist das glatte Gegenteil davon. Die sanfte, weißhaarige Seniorin ruft beschwichtigend: „Der macht nichts! Er ist eigentlich ganz lieb…“ Ich nicke gequält. Das schrille Gebell ebbt erst ab, wenn ich weit genug entfernt bin.
Nun gebe ich ganz offenherzig zu, keine Ahnung von Hunden zu haben. Doch mit meinem Gefühl kenne ich mich aus. Und das erinnert mich an andere Episoden. Denn im Alltag treffe ich nicht nur auf den schwarzen, vierbeinigen Giftzwerg, der angeblich „ganz lieb“ ist. Mir begegnen auch andere Meckerfritzen. Vorrangig solche mit zwei Beinen. Das Gefühl ist das Gleiche: ich möchte ihnen am liebsten aus dem Weg gehen.
Der Charme von Augen und Stimme
Und dann gibt es die Zweibeiner, in deren Nähe ich regelrecht aufatme. Sie strahlen Freundlichkeit aus. Einfach so. Das ist wie ein Geschenk. Im Arbeitsteam, auf der Straße oder im Supermarkt. Es geschieht nichts Besonderes, doch schon freundliche Augen und eine wohltuende Stimmlage senden Signale aus. Eine kleine Oase im angespannten Alltag. Selbst mit Maske ist das möglich. Beim Einkauf strahlt mich eine fremde Frau an. Ihre schönen Augenfältchen lassen meine Mundwinkel ebenfalls nach oben gehen. Eine andere Frau mit vollem Wagen lässt mich unverhofft am Kassenband vor. Freundliche Worte und freundliche Blicke sind kleine Alltagsgeschenke, die wir großzügig verteilen können. Sie kosten nichts und bewirken eine Menge.
Vielleicht sagst Du jetzt: "Und wenn ich mich nicht freundlich fühle?" Dann versuche es einfach umgekehrt. Erst freundlich sein und dann fühlen. "Body to brain" - der Körper sendet Signale ans Gehirn. Schon im Sprachkurs lernte ich das von Vera F. Birkenbihl, die sich mit gehirngerechten Lernmethoden befasste. Deine hochgezogenen Mundwinkel geben dem Gehirn die Botschaft: hier herrscht gute Stimmung. Entsprechend werden Botenstoffe ausgeschüttet. Sie bescheren Dir tatsächlich ein gutes Gefühl.
Stimmungsmache auf positive Weise
Ein Weisheitsspruch der Bibel lautet: „Ein freundliches Wort schenkt Freude am Leben, aber eine böse Zunge verletzt schwer.“ (Sprüche 15,4) Das Phänomen ist uralt. Unsere böse Zunge raubt allen die Kraft. „If you can´t figure out how to be kind, figure out how to be quiet.” ("Wenn du nicht herausfindest, wie du freundlich sein kannst, finde heraus, wie du stille sein kannst." Toby Mac) Gute Idee. Wer sagt, dass man immer gleich loskläffen muss? Der erste Impuls, zu reagieren, ist nicht immer der Beste. Was wir nicht freundlich sagen können, muss oft gar nicht gesagt werden.
Zurück zum schwarzen Terrier. Eines Tages fasste ich Mut. Ich baute mich am Zaun vor ihm auf und ließ ihn bellen. Er verausgabte sich und bekam kaum noch Luft. Die Besitzerin schaute besorgt aus dem Fenster. Ich blieb ruhig stehen und wartete ab. "Irgendwann wird er sein Pulver verschossen haben und aufgeben", waren meine Gedanken. Richtig. Nach einiger Zeit wurde es leiser und er trollte sich. Mit diesem kleinen Triumph ging ich zufrieden meinen Weg. Die Unfreundlichen sollen nicht das letzte Wort haben. Es hat schon so manches bewirkt, sich ihnen freundlich und fest entgegenzustellen.
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