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Ein Stück Segen erleben

AUGENBLICKmal - Die Zeitschrift mit den guten Nachrichten - Juli 2024

In der psychologischen Forschung der vergangenen Jahre hat man sich intensiv mit der Ressource „Glaube und Spiritualität“ beschäftigt. Dass der Glaube eine lebensstärkende Kraft ist, wird heute allgemein anerkannt. Für mich ist er noch weit mehr als das: Eine Segenskraft, die über alle Vorstellungen hinausgeht, weil durch den Glauben Gottes Kraft und Wirkmacht in mein Leben kommt.

Wohlwollend begleitet

Vielleicht hat der Glaube an Gott in Ihrer Kindheit schon eine Rolle gespielt. Vielleicht ist er Ihnen aber auch völlig fremd oder Sie haben ihn auf dem Weg ins Erwachsenenleben wieder verloren. Vielleicht haben Sie ihn erst später entdeckt. Mögen Sie mit mir in Gedanken durchspielen, welche Rolle Gott in der Geschichte Ihrer Kindheit spielen könnte?

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Ich sehe in Gott den Erschaffer des Lebens. Den Befürworter allen Seins. Den Meister der Kreativität. Meine eigene Kreativität ist eine Gabe von ihm, auch die schöpferische Kraft, mit der ich meine Persönlichkeit erschaffen habe. Unendlich viele Möglichkeiten standen mir zu Verfügung. Aus dieser Fülle habe ich gewählt, was mir sinnvoll erschien und meinen Zielen diente. Gott hat mir diese Freiheit gewährt und mich wohlwollend begleitet.

Gelegentlich griff er ein und bot mir korrigierende Erfahrungen an. Das tat er zum Beispiel durch Menschen, die in mein Leben traten und einen heilsamen Einfluss auf mich nahmen. Aber auch mit jedem Zuspruch, der mir seine ungebrochene Zuneigung und meinen Wert zeigten. In der Bibel lassen sich viele Worte dieser Art finden: zum Beispiel im Buch des Propheten Jeremia, Kapitel 29, Vers 11: „Denn ich weiß wohl, was ich für Gedanken über euch habe, spricht der Herr: Gedanken des Friedens und nicht des Leides, dass ich euch gebe Zukunft und Hoffnung.“

Dieser Vers gibt meinem Herzen Mut. Ich lerne daraus, dass Gottes Absichten mit mir und mit jedem Menschen wohlwollend, zukunftsträchtig und hoffnungsvoll sind. Im Schmerz und im Leiden ist er tröstend an meiner Seite und er war es auch damals für das kleine, hilflose Mädchen. Er war anwesend in den Momenten, in denen die Kleine in mir fast erstarrte vor Unsicherheit und Angst. Auch die Lebens-
und Überlebenskraft in mir ist ein Geschenk von ihm. Je mehr ich mich Gott anvertraue, desto mehr können seine Absichten mit meinem Leben zur Entfaltung kommen.

Eingeladen

Ich mag die Einladung der Bibel, mich als Gottes Kind zu verstehen. Gottes Geschöpfe sind wir alle von Zeugung an. Zu Gottes Kindern werden wir, indem wir willentlich in Beziehung zu ihm treten – in einer Haltung der Abhängigkeit und des Vertrauens. Vielleicht fällt es mir leichter als anderen, weil ich meinen leiblichen Vater positiv erleben durfte. Wenn das bei Ihnen nicht der Fall ist, halten Sie sich
nicht zu lange in der Trauer darüber auf. Lenken Sie den Blick eher auf das Kindsein. Denken Sie daran zurück, welche kindlichen Eigenschaften Sie gerne noch mehr gelebt hätten. Oder in welchem Modus Sie sich besonders glücklich und lebendig fühlten.

In der Beziehung zu Gott hätte all dies Raum und Entwicklungspotenzial: Ihre Neugier, die Fähigkeit zu großem Vertrauen, der Mut, etwas auszuprobieren, Lernbereitschaft oder was immer Ihnen dazu einfällt. Mehr noch als die positivste Person in Ihrer Kindheit möchte Gott dieses Potenzial in Ihnen fördern und zur Entfaltung bringen.

Jesus sagte zu seinen Jüngern: „Wenn ihr nicht […] werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht ins Himmelreich kommen.“ Damit spricht Jesus eine tiefe, theologische Dimension an. Und gleichzeitig spricht er auch das gesunde, neugierige, vertrauensvolle kindliche Wesen in uns an, das leider oft zu kurz kommt. Vor meinem inneren Auge wird die Erinnerung an eine Szene lebendig, die mich als Kind geprägt hat. Ich glaube, sie wiederholte sich so oder ähnlich mehrfach:

Als kleines Mädchen bin ich mit meinem Vater unterwegs. Nach der heiteren Zugfahrt haben wir noch einen Fußmarsch vor uns vom Bahnhof bis zu seiner Mutter. Es ist ein weiter Weg – zuerst eine unendlich lange Baumallee bergab, anschließend geht es durchs halbe Dorf bis zum Haus der Großmutter. Ich laufe an der Hand meines Papas und höre seine Stimme.

Ich kann mich heute nicht daran erinnern, was er mir erzählte. Ich weiß nur, dass ich in seiner Gegenwart keinen Augenblick daran zweifelte, dass ich den weiten Weg bewältigen könnte. An der Hand meines Papas fühlte ich mich beflügelt, zutiefst geborgen und zufrieden. Dieses kindliche Vertrauen möchte ich auf mein Leben heute übertragen.

Ja, an Gottes Hand kann ich mich ganz natürlich durchs Leben bewegen. Ich kann zuversichtlich unterwegs sein, die Hauptverantwortung ihm überlassen und ausdauernd mit ihm in die richtige Richtung gehen. Und alles Schmerzliche und Verletzende kann ich vertrauensvoll in seine Hand geben.

Christina Ott


Ja, an Gottes Hand kann ich
mich ganz natürlich durchs
Leben bewegen.
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